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Patagonien – dies und das

… einfach ein paar kleine Dinge, die mir so aufgefallen sind. Ausserhalb meiner kurzen Reisebeschreibungen… (Teil 1, Teil 2, Teil 3).

Verkehr

Autofahren

… fand ich eigentlich relativ entspannt. Ja, wenn man langsam fährt und in den Rückspiegel schaut, bemerkt man oft die Einheimischen, die gerne schnell überholen möchten. Zunächst wie in Deutschland. Aber doch viel entspannter. Wer sich, speziell auf Schotter (siehe unten), nicht traut schneller zu fahren… Blinker setzen, langsam werden und überholen lassen. In der Regel ist in Patagonien relativ wenig Verkehr und überholen ist problemlos möglich. Wenn es mal nicht gleich geht, halten die Leute auch eher Abstand, mir ist es nicht passiert, dass mich jemand wirklich bedrängt hätte, und niemals auf Schotter… dort wird man einfach zügig überholt. Allerdings WIRD zügig überholt… Geschwindigkeit(sbegrenzungen) sind relativ. Ich hab sogar auch ab und zu überholt, und das gleiche, oftmals wollte ich gar nicht, plötzlich blinkt mein Vordermann um mich „vorbeizuwinken“ … meistens habe ich die Einladung dann angenommen, ist aber nicht oft vorgekommen.

Mir ist aufgefallen, dass in den (noch so kleinen) Ortschaften sehr häufig viele Straßen Einbahnstraßen sind. Aber es gibt jedoch (fast) nie die bei uns üblichen „Einfahrt verboten“ Schilder. Stattdessen gibt es an den Kreuzungen Schilder (Straßennamen) mit entsprechenden Pfeilen… dass muss man erstmal wissen und sehen …

Nach meinem Gefühl wird, innerorts, recht aufmerksam gegenüber Fußgängern gefahren, entspannt sozusagen. Mein Gefühl jedenfalls. Ich habe nie jemanden hupen hören, wenn jemand über die Straße ging. Das heißt nicht, dass am Zebrastreifen automatisch immer gewartet wird, wenn da jemand drüber will… aber wenn jemand auf die Straße geht, wird gebremst und drüber gelassen. Ich hab mich selbst da zwar vorsichtig verhalten, aber ich habe nie eine kritische Situation gesehen.

In Chile habe ich keine Polizei-Kontrollen gesehen. In Argentinien aber sehr viele. Ich bin an ca. 15 Kontrollen vorbei gekommen und 3 mal kontrolliert worden. Sie wollten immer die Zulassung sehen (eine kleine Plastik-Karte) und in der Regel habe ich meinen Reisepass vorgezeigt, der Führerschein wurde nicht explizit verlangt. Einen internationalen Führerschein, der oftmals empfohlen wird, habe ich nicht gebraucht. Außer beim Mietwagen abholen, habe ich nirgends den Führerschein zeigen müssen. Wenn man einen hat, gut, falls man ihn mal zeigen müsste, wäre er halt leichter zu lesen, da er mehrsprachig ist. Der deutsch Führerschein ist (egal ob Karte, oder alter grauer oder rosa „Lappen) nicht so leicht zu entziffern, aber war bei mir kein Problem.

Straßen

Die asphaltierten Straßen sind „normal“, mal besser, mal schlechter. Nichts außergewöhnliches. Jedoch sind (nur) die Hauptstraßen asphaltiert, meistens jedenfalls, sobald mal auf etwas kleinere „Nebenstrecken“ kommt, ist man oftmals auf Schotter unterwegs. Ich habe anhand der Straßen-Nummern aber nicht rausfinden können, ob man das vorher erkennen kann. In Argentinien kann man davon ausgehen, dass die „RN“ (Ruta Nacional, sowas wie Bundesstraßen) asphaltiert sind, aber RP … mal so, mal so. Um das auf „unsere“ Gegend hier zu projizieren: Die B464 wäre natürlich asphaltiert (wobei sicher einspurig). Die Straße von Holzgerlingen nach Schönaich… vielleicht, die Straßen nach Ehningen, nach Weil/Neuweiler/Breitenstein garantiert alle Schotter. Eine Straße wie die schon Schönaich nach Steinenbronn … wohl Schotter.

Schotter fahren … hört sich nach Spaß an. Na ja. Als Deutscher bin ich das nicht gewohnt und es ist gewöhnungsbedürftig. Diese Straßen werden „ripio“ genannt. Da es Schotter ist, bilden sich schnell Schlaglöcher und „Wellen“. Wenn man ein SUV hat ist das einfacher, speziell wenn der Wagen neu ist. Ich hatte ein „normales Auto“ und der hatte schon 60.000km. Hört sich nach nicht viel an, aber der hatte schon einiges an „Ripio“ hinter sich, entsprechend hat der ziemlich geklappert. Da ich keine Lust hatte unterwegs nach einer Werkstatt suchen zu müssen, weil irgendwas kaputt geht, bin ich relativ langsam gefahren. Das heisst: bei sehr guten Schotter-Straßen, und geradeaus, bis zu 50km/h, aber meistens nicht über 40. Bei mittelprächtigen Abschnitten zwischen 20 und 35. Man muss sich schon konzentrieren, aber nach 100km hat man sich dran gewöhnt, und das ist es ganz OK. Ich war ja im Urlaub und hatte Zeit, … keine überflüssige Eile.

Ich wollte auch keinen Platten riskieren, obwohl man damit immer rechnen muss. Der Schotter besteht eher aus „Fluss-Kiesel“ Material, ist also nicht unbedingt scharfkantig. Das hat den Vorteil die Reifen nicht allzu sehr anzugreifen, dafür hat man weniger Grip. Aber je schneller man fährt, oder je mehr man „rutscht“ (in Kurven, beim Bremsen oder Gas geben), desto höher ist wieder das Risiko für die Reifen. Ich bin ohne Plattfuß durchgekommen, obwohl die Reifen nicht mehr ganz neu waren. Ich schreibe das meiner vorsichtigen Fahrweise und einer guten Portion Glück zu.

Wenn man auf den mittelprächtigen bis guten Strecken immer im 3. Gang bleibt, kann mann ganz gut nur mit dem Gaspedal die Geschwindigkeit steuern und hat gute Traktion. An den langsameren Stellen, bei Wellen und Schlaglöchern kann man im 2. Gang gut steuern und ausweichen. Sinnvoll ist es nicht in den 1. Gang zu schalten, da drehen die Räder sonst zu schnell durch. Schwierig wird es bei manchen Bergauf-Passagen, man muss einerseits „durch fahren“, als flott rauf, am Besten im 2. Gang, damit man nicht stehen bleibt. Es könnte sonst schwierig werden am Berg anzufahren (durchdrehende Räder). Speziell auf ganz kleinen Nebenstrecken, z.B. in Nationalparks hatte ich einige ziemlich heikle Stellen… Um Conguillo Nationalpark bin ich ganz schön ins Schwitzen gekommen. Da war eine Strecke über 500m so steil und gleichzeitig so schlecht, dass ich dachte „jetzt steckst du gleich fest, dann isses aus“. Und der Teil war auch noch einspurig…. *puh* es ging grad noch so gut.

Schilder, Geschwindigkeit

Extrem gewöhnungsbedürftig: Es gibt natürlich häufig mal Geschwindigkeitsbegrenzungen… die jedoch NIE wieder explizit aufgehoben werden! Da steht also 60 km/h … nur bis wann gilt das? Es gibt ja kein „Ende 60“ Schild … Na ja, es gilt halt, bis der Grund vorbei ist. Was ist der Grund? Da muss man halt ein bisschen aufpassen… Eine Kreuzung, eine Bushaltestelle, … manchmal ist das klar… manchmal nicht. Wenn man 1-2km langsam war, und man kann keinen Grund mehr erkennen, beschleunigt man halt wieder.

Ich habe ich eher genau an Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten. Laut „Internet“ (hab mir ein paar Artikel vorher angeschaut) würde man wohl bei eine Übertretung ggfl. in Problem kommen, da man keine Strafe direkt bezahlen kann (Um „Bestechung“, bzw. Abzocke durch Polizisten zu vermeiden). Stattdessen wird der Pass einbehalten und man muss am nächste Tag (oder so… Wochenende…) im nächsten größeren Ort die Strafe zahlen um den Pass zurückzubekommen. Das wollte ich um alles in der Welt vermeiden, da ich ja eine vorgeplante Route hatte. Also bin ich tendenziell langsamer gefahren, als vielleicht möglich. Und hab es den schnelleren so leicht wie möglich gemacht, mich zu überholen.

Radfahrer

… ich habe überraschend viele Radfahren, und zwar auch viele Rennradfahrer gesehen. In Chile hab ich im „Landhaus Pucon“ sogar eine deutsche Radfahrergruppe getroffen, die eine länger Strecke geplant hatten. Sowohl in Argentinien als auch in Chile ist Rennradfahren, auch normales Radfahren in den Städten, ziemlich üblich. Hätte ich nicht erwartet.

Man kann auf den Straßen im Prinzip sehr gut fahren. Es gibt, sowohl in Argentinien aber vor allem in Chile, sehr viele Schilder die auf die 1,5m Seiten Abstand hinweisen, die man doch bitte einhalten soll. Und soweit ich sehen konnte wurde auf Radfahrer allgemein Rücksicht genommen. Soweit scheint es sehr viel angenehmer als in Deutschland.

Jedoch … Schotter, siehe oben. Die Nebenstrecken sind halt meistens geschottert. Und man will ja nicht nur auf den (wenigen) Hauptstraßen unterwegs sein. Rennrad: geht, im Prinzip. Aber ich persönlich würde mindestens Crosser und Cross-Bereifung empfehlen. Damit sollte es gut gehen, MTB (Federung) ist nicht unbedingt nötig. Selbst „schlechte“ Straßen sind in der Regel nicht schlechter als die Schotterwege im Schönbuch. Eine längere Tour von Süd nach Nord wäre durchaus möglich (Rad-Transport und Begleitfahrzeug zu organisieren).

Sprache

Ja, man kommt mit Englisch durch. Wer kein Spanisch kann, kann trotzdem Patagonien besuchen…

… aber mit etwas Spanisch geht es soooo viel besser 🙂 Ich habs jedenfalls genossen meine Spanisch-Kenntnisse ausführlich ausprobieren zu können. Wenn ich auf Englisch angesprochen wurde, habe ich immer auf Spanisch geantwortet… danach gings spanisch weiter. Das ein oder andere Mal wars auch wirklich nützlich. … Park-Ranger in den Nationalparks… Englisch eher Mangelware. Auf der Straße, Wanderwegen… irgendwelche Patagonier, die man mal was fragen möchte … Englisch spricht kaum jemand, außer denjenigen, die direkt im Tourismus arbeiten. Selbst in Restaurants oder Hotels können manchmal nur ausgewählte Personen Englisch oder auch Deutsch.

Ich war jedenfalls sehr froh … das war ja schließlich der Grund, warum ich seit 2002 spanisch lerne 🙂

GPS, Navi, …

Braucht man … nicht unbedingt. Aber ich habs genossen mit meinem Smartphone und „MapOut“ unterwegs zu sein. Ein „Navi“, mit Ansagen und so… brauche ich nicht. Aber ich fand es außerordentlich nützlich immer mal schnell schauen zu können, wo ich bin, sowohl beim Autofahren, als auch beim Wandern. Ich habe alle meine Strecken in MapOut kurz geplant, das geht extrem flott und bequem, sodass ich unterwegs mit einem Blick ganz schnell sehen konnte, ob ich noch auf dem geplanten weg bin, oder wo mein nächstes Ziel ist. Z.B. in Nationalparks konnte ich im Auto ganz schnell sehen, wo der Trail anfängt um Ausschau zu halten, wo ich parken kann. Für Städte waren sogar die Einbahnstraßen in den OSM Karten richtig drin, sodass man leicht sehen konnte, wo man jetzt am Besten fährt um ans Ziel zu kommen. Wirklich super-toll …

Auf den Karten von OpenStreetMap (die Basis für MapOut) waren praktisch ALLE Wanderwege schon drin! Ich konnte also sogar beim Wandern immer schauen, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Nur der Anfang des Cerro-Mallo Trails… der war mitten im Berg, da haben 1,5km gefehlet. Ich habe das Stück dann mit meinem Smartphone und MapOut mitgetrackt und inzwischen auf OSM eingepflegt, jetzt ist der Weg vollständig 🙂

MapOut mit den Trails war einige Male wirklich nützlich. Einmal war ein Schild abgefallen, auch noch an einem Regentag, und ich war zuerst auf einem falschen Abzweig unterwegs. Hab nach ein paar Minuten nach dem Abzweig kurz nachgeschaut … oh, ich bin falsch… zurück und korrigiert. Wenn ich den Fehler erst an der Hütte nach 3km gemerkt hätte… 6km Umweg in dem Gelände sind kein Spass. Und anderes Mal an einem Grat war die Markierung nicht richtig zu sehen,… ich bin 20 Meter vom Weg abgekommen. Ich hätte den Weg nicht so leicht wieder gefunden und hätte eine extrem schlechte Schutthalte runter klettern müssen… ziemlich gefährlich. Mit GPS/Mapout hab ich gesehen, dass ich ca. 20m vom Weg entfernt bin und konnte korrigieren und den sichereren Weg nach unten finden.

Man brauchts nicht unbedingt, … aber es macht das Leben sooo viel einfacher. Wie hab ich das nur vor den SmartPhone Zeiten gemacht? 😉

Wandern

Ja, gute Kondition ist von Nutzen. Die für mich interessanten Strecken waren alle ZIEMLICH steil. 20-30% Steigung … ja aber klar doch, immer. Manchmal waren die ersten 300m flach, und dann 3km rauf mit insgesamt 1200 Höhemetern… alles klar?

Klar, es gab auch flache Möglichkeiten… aber um Aussicht zu haben, muss man halt die Berge rauf… und das hab ich ausführlich gemacht. Siehe oben: entweder gute Wander-Karten besorgen oder GPS. Auf den normalen Wegen im Wald ist das meistens kein Problem, die Wege sind sehr gut markiert und leicht zu finden. Ein bisschen Übung ist schon nützlich, da die Wege so steil sind, muss man auch manchmal die Hände einsetzen, und vor allem muss man Trittsicher gehen können.

Aber zu den Gipfeln ist man oft auf Schutthalden / Felsen / Graten unterwegs und die Markierungen sind nicht immer so eindeutig. Schön ist, das auf OSM oftmals auch der Schwierigkeitsgrad T1-T5 angegeben ist. Meistens war ich auf T1-T3 unterwegs, die Wege sind typische Bergwanderwege, also ein gewisses Maß an Trittsicherheit ist nötig. Wurzeln und einfaches Klettern über Steine und kleine Felsen ist normal, und es geht auf einer Seite auch mal steil abwärts, wo man nicht gerade runterfallen möchte. Die Wanderung „Refugio Frey por el Filo“, ist als T5 eingezeichnet… und ist wohl auch T5; das war für mich eine echte Herausforderung. Ich hatte mir offen gelassen, ob ich das wirklich mache… ich hätte problemlos nach ein paar Minuten, bis zu einer Stunde, umdrehen können. Aber einmal drin ging es immer besser. Ich bin froh, und ein wenig stolz, dass ich das geschafft habe. Ein kleines Abenteuer.

Wetter

Jeder der in der Natur unterwegs ist, sollte sich vorher über die Wetterlage informieren. Das habe ich getan und ich war ja 2010/2011 schonmal in Patagonien. Unterm Strich war es ziemlich warm… ich habe mich beim Wandern jedesmal komplett nass geschwitzt. Aber oben auf dem Berg war ich doch immer froh, dass ich Fleece-Jacke oder sogar den winddichten Mantel dabei hatte. Nur einmal konnte ich nicht auf den Gipfel, am Cerro Mallo, weil ich nur die Fleece Jacke dabei hatte und es dort oben soooo windig und kalt war, dass ich umdrehen musste.

Es ist fast immer windig in Patagonien, und die Windstärken würden in Deutschland Sturm-Warnung bedeuten. In Patagonien ist das normal, also kann man problemlos wandern, vor umfallenden Bäumen braucht man da eigentlich keine Angst haben… die sind schon umgefallen.

Jeder muss sich da selbst informieren, aber „viele Lagen“, gutes T-Shirt (Sport-Ware), Fleece, und Jacke sollten immer dabei sein. Hut nicht vergessen, und Sonnencreme.